Praktikum für Behinderte Schüler

Praktikum für BehindertePraktika spielen eine große Rolle, wenn es darum geht, Menschen mit Handicap ins Arbeitsleben zu integrieren. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Chancen auf einen Arbeitsplatz besser stehen, wenn sich der Arbeitgeber und der Bewerber vorab bei einem Praktikum schon kennengelernt haben. Aber welche Praktikumsarten gibt es eigentlich? Und an wen kannst Du Dich wenden, wenn Du einen Praktikumsplatz suchst? Das und mehr erklären wir Dir hier.

Die verschiedenen Praktikumsarten

Bei einem Praktikum lernst Du den Arbeitsplatz, die Abläufe und die typischen Aufgaben kennen. Du bist an einfacheren Aufträgen beteiligt. Dadurch lernst Du nicht nur die Theorie, sondern kannst auch aktiv mitarbeiten. So erhältst Du zum einen erste Einblicke in den Arbeitsalltag. Zum anderen kannst Du ausprobieren, ob Dir der Beruf liegt und Deinen Interessen entspricht. Der Arbeitgeber wiederum kann herausfinden, ob Du ins Team passt. Und er kann sich Klarheit darüber verschaffen, ob Du Deine Aufgaben trotz Handicap bewältigen kannst. Deshalb spielen Praktika bei der Integration von behinderten Menschen ins Arbeitsleben eine wichtige Rolle. Denn durch das vorherige Kennenlernen und Zusammenarbeiten zerstreuen sich die Bedenken vieler Arbeitgeber, einen Ausbildungs- oder Arbeitvertrag mit einem Behinderten abzuschließen.

Nun gibt es aber viele verschiedene Arten von Praktika. Einige davon dauern nur ein paar Tage, andere zwei, drei Wochen und wieder andere mehrere Monate. Grundsätzlich lassen sich folgende Praktikumsarten voneinander unterscheiden:

  • Ein Schülerbetriebspraktikum findet gegen Ende Deiner Schulzeit statt. Je nach Schulart tauschst Du die Schulbank meist in der 8., der 9. oder der 11. Klasse gegen einen Arbeitsplatz in einem Unternehmen ein. In vielen Bundesländern ist so ein Praktikum vorgeschrieben. Du machst das Betriebspraktikum also nicht freiwillig und von Dir aus, sondern es ist im Lehrplan fest vorgesehen. Deshalb wird in aller Regel auch Deine Schule diejenige sein, die das Praktikum organisiert. Ein Betriebspraktikum für Schüler dauert üblicherweise zwei Wochen.
  • Ein Schnupperpraktikum ist ein freiwilliges Praktikum. Es bietet Dir die Möglichkeit, in einen Beruf hineinzuschnuppern und ein Unternehmen kennenzulernen. Ein Schnupperpraktikum dauert meist nur wenige Tage. Um die Organisation kümmerst Du Dich normalerweise selbst.
  • Ein Praktikum in der Berufsvorbereitung gehört zu den Maßnahmen der Arbeitsagentur. Das Praktikum soll Dich bei Deiner Berufswahl unterstützen und Dir den Einstieg in die Arbeitswelt erleichtern. Außerdem dient ein solches Praktikum dazu, Deinen individuellen Förderbedarf zu ermitteln. In eine ähnliche Richtung geht ein Praktikum während einer Ausbildung in einer Bildungseinrichtung. Hierbei steht im Vordergrund, das bisher Gelernte praktisch anzuwenden. Auf diese beiden Praktikumsarten gehen wir im nächsten Abschnitt gleich noch einmal ausführlich ein.
  • Bei einigen Berufen ist ein Annerkennungspraktikum vorgeschrieben. Ein solches Praktikum absolvierst Du, nachdem Du den theoretischen und den praktischen Teil Deiner Ausbildung abgeschlossen hast. Ein Anerkennungspraktikum ist somit der letzte Baustein Deiner Berufsausbildung. Gleichzeitig ist dieses Praktikum Voraussetzung dafür, dass Dein Berufsabschluss anerkannt wird.
  • Ein Praktikum im Studium ist ein fester Bestandteil von vielen Studiengängen. Teilweise musst Du das Praktikum schon vor Studienbeginn absolvieren, damit Du mit dem Studium überhaupt beginnen kannst. Manchmal findet das Praktikum während des Studiums statt, manchmal ist es gegen Ende des Studiums vorgesehen. Bei der Suche nach einem Praktikumsplatz kann Dir die Uni weiterhelfen. Außerdem gibt es einige Organisationen, die barrierefreie Praktikumsplätze für Studenten mit Behinderung vermitteln.

 

Spezielle Praktikumsarten

Für Menschen mit Behinderung ist ein Praktikum oft der erste Schritt beim Einstieg ins Berufsleben. Dabei gibt es drei besondere Praktikumsarten, die speziell für Jugendliche und Erwachsene mit Handicap gedacht sind. Hierbei handelt es sich um

1. Praktika während einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme,
2. Praktika in einer Behindertenwerkstatt und
3. Praktika während einer Ausbildung in einer Bildungseinrichtung.

 

1. Das Praktikum im Rahmen einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme

Eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme, kurz BvB, zielt darauf ab, Dir bei Deiner Berufswahl, der Aufnahme einer Berufsausbildung oder der Wiedereingliederung ins Berufsleben zu helfen. Dafür umfassen die Maßnahmen verschiedene Bausteine, damit Dein persönlicher Förderbedarf ermittelt und berücksichtigt werden kann. Zuständiger Ansprechpartner ist die Agentur für Arbeit. Die rechtliche Grundlage für die Förderung bilden § 51 und § 112 SGB III. Bei Menschen mit Behinderung kommt noch § 33 SGB IX dazu. Abhängig von Deiner Ausgangssituation und Deinem individuellen Bedarf beinhaltet eine BvB unter anderem, dass

  • Du verschiedene Berufsfelder kennenlernst.
  • Grundkenntnisse und Schlüsselqualifikationen in einem Berufsbereich erwirbst.
  • einen Stützunterricht besuchst, der Deine Allgemeinbildung erweitert, Dir fachspezifische Inhalte vermittelt oder Dich auf einen Schulabschluss vorbereitet.
  • sozialpädagogisch betreut wirst, um Deine Persönlichkeit zu stabilisieren.
  • Hilfe bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz erhältst.

Im Rahmen einer BvB absolvierst Du immer auch ein oder mehrere Betriebspraktika. So kannst Du das bisher Erlernte praktisch anwenden und gleichzeitig erste praktische Berufserfahrung sammeln. Wenn Du wegen der Art oder der Schwere Deiner Behinderung umfassend betreut werden musst, wird Deine BvB meist in einer Reha-Einrichtung stattfinden. Hier ist dann sichergestellt, dass die räumliche und die technische Ausstattung Deinem Handicap gerecht werden. Außerdem ist hier Fachpersonal vorhanden, das Dich optimal unterstützen kann. Ansonsten gilt bei einer BvB grundsätzlich, dass alles so normal wie möglich und so speziell wie nötig ablaufen soll. Wie lange die jeweiligen Maßnahmen dauern, hängt von Deinem Bedarf ab. Während dieser Zeit kannst Du Berufsausbildungsbeihilfe, Ausbildungsgeld oder Übergangsgeld erhalten.

 

2. Das Praktikum in einer Behindertenwerkstatt

Eine Werkstatt für behinderte Menschen ist eine Einrichtung, die behinderten Menschen bei der Teilhabe am Arbeitsleben und bei der Eingliederung ins Berufsleben helfen soll. Lässt es Deine Behinderung nicht oder noch nicht zu, dass Du auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig wirst, bietet Dir eine Behindertenwerkstatt die Chance, praktische Berufserfahrung zu sammeln. Gleichzeitig soll Dir das Praktikum dabei helfen, Deine Leistungs- und Erwerbsfähigkeit zu entwickeln, zu erhalten oder zu erhöhen. Derzeit gibt es in Deutschland rund 700 Behindertenwerkstätten. Wenn Du ein Praktikum in einer Werkstatt für behinderte Menschen absolvierst, durchläufst Du drei Abschnitte:

  • Als erstes kommt das Eingangsverfahren. Hierbei geht es darum, festzustellen, ob die Behindertenwerkstatt überhaupt das Richtige für Dich ist. Außerdem wird ermittelt, welche Aufgabenbereiche für Dich in Frage kommen und ob Du Zusatzleistungen benötigst. Auf dieser Basis wird dann Dein individueller Förderplan erstellt. Das Eingangsverfahren dauert vier Wochen. Bei Bedarf kann es aber auf bis zu drei Monate verlängert werden.
  • Als nächstes folgt der Berufsbildungsbereich. Hier stehen Einzelmaßnahmen und Lehrgänge auf dem Programm. Abgestimmt auf Deine Fähigkeiten, Eignung, Bedürfnisse und Interessen erwirbst Du die Fertigkeiten und Kenntnisse, die Du für einen Job in Deinem Berufsfeld brauchst. Der Berufsbildungsbereich umfasst üblicherweise einen Grund- und einen Aufbaukurs, die jeweils 12 Monate lang dauern.
  • Die dritte Station ist der Arbeitsbereich. Hier arbeitest Du an den Aufträgen oder Dienstleistungen, die Deine Behindertenwerkstatt ausführt, mit. Dein Arbeitsplatz wird dabei weitgehend so ausgestattet sein, wie es auch auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt üblich ist. Dadurch wird Dir der Übergang aus der Behindertenwerkstatt in einen Job auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt leichter fallen. Manchmal absolvierst Du in dieser Phase auch schon ein Betriebspraktikum in einem Unternehmen.

Während der gesamten Zeit in der Behindertenwerkstatt wirst Du pädagogisch, sozial, psychologisch und medizinisch betreut. Außerdem verdienst Du Dein eigenes Geld.

 

3. Praktikum während einer Ausbildung in einer Bildungseinrichtung

Hast Du Deinen Schulabschluss in der Tasche, kannst Du eine Aus- oder Weiterbildung bei einem Berufsbildungswerk, einem Berufsförderungswerk, in einer ambulanten Reha-Einrichtung oder einer anderen Bildungseinrichtung der beruflichen Rehabilitation absolvieren. Während dieser Ausbildung machst Du mindestens ein Betriebspraktikum, das mehrere Wochen lang dauert. Durch das Praktikum lernst Du den Berufsalltag kennen und sammelt praktische Berufserfahrung in Deinem Aufgabenbereich. Damit die Praktikumsziele trotz Deines Handicaps erreicht werden können, arbeitet Deine Bildungseinrichtung eng mit Deinem Praktikumsbetrieb zusammen. Meistens wird die Bildungseinrichtung deshalb auch das Praktikum organisieren oder Dich zumindest bei der Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz unterstützen.

 

Deine Ansprechpartner

Was Deine Berufswahl angeht, gibt es grundsätzlich keine Einschränkungen. Alleine eine Behinderung als solches ist nicht automatisch ein Ausschlusskriterium für einen Beruf. Es kommt vielmehr darauf an, ob Du den Anforderungen des jeweiligen Berufes gerecht werden kannst. Dafür wiederum ist ein Praktikum da. Bei einem Praktikum kannst Du nämlich in einen Beruf hineinschnuppern und herausfinden, ob Dir der Job liegt, Du mit den Anforderungen klarkommst und die Aufgaben so sind, wie Du Dir das vorgestellt hast.

Wenn Du Dich auf die Suche nach einem Praktikumsplatz machst, kannst Du natürlich auf eigene Faust vorgehen und Bewerbungen schreiben. Oft ist aber besser, wenn Du Dir Unterstützung holst. Dazu kannst Du Dich entweder an die für Dich zuständige Agentur für Arbeit wenden. Bei der Arbeitsagentur gibt es ein Reha-Team, das sowohl Dich unterstützt als auch Arbeitgebern mit Rat und Tat zur Seite steht. Oder Du kannst Dich an einen Integrationsfachdienst wenden. Auch hier sitzen Profis, die Dir bei Deinem Einstieg ins Berufsleben helfen können. Welcher Integrationsfachdienst für Dich zuständig ist, kannst Du unter https://www.integrationsaemter.de/Integrationsfachdienste/88c51/index.html herausfinden. Weitere Ansprechpartner können Berufsbildungswerke, Berufsförderwerke und andere Bildungseinrichtungen der beruflichen Rehabilitation, Sozialleistungsträger wie Deine Krankenkasse und auch Sozialverbände sein.