Wie läuft ein Jahrespraktikum ab? Nutze diese Tipps und Muster

Du hast die Schule beendet und weißt auch, welchen Beruf Du ausüben willst. Doch mit einer Ausbildungsstelle hat es bislang leider noch nicht geklappt. Das ist zwar schade, aber kein Beinbruch. Denn Du kannst ein Jahrespraktikum absolvieren und so die Weichen für Deine berufliche Zukunft stellen. Aber was ist ein Jahrespraktikum eigentlich genau?

Wie läuft ein Jahrespraktikum ab?

In den meisten Fällen startest Du Dein Jahrespraktikum frühestens zum 01. Oktober eines Jahres. In Ausnahmefällen kann ein Jahrespraktikum aber auch schon zum 01. August beginnen. Wie der Name bereits besagt, dauert ein Jahrespraktikum ein Jahr lang. Alternativ kannst Du mit dem Unternehmen ein Praktikum für eine kürzere Dauer vereinbaren, dann dauert Dein Praktikum zwischen sechs und zwölf Monaten.

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In beiden Fällen wird von einem Langzeitpraktikum gesprochen, das Du im Rahmen der sogenannten Einstiegsqualifizierung (EQ) absolvierst. Für Dein Praktikum schließt Du mit dem Unternehmen einen Vertrag ab. Dieser Praktikumsvertrag ist vom Grundprinzip her mit einem Ausbildungsvertrag vergleichbar. Das bedeutet, im Rahmen des Praktikumsvertrags wird unter anderem vereinbart, welche Aufgaben Du übernimmst und welche Qualifikationen Du erwirbst. Wie bei einer normalen Ausbildung bist Du auch bei einem Jahrespraktikum einerseits in dem Unternehmen tätig und besuchst andererseits die Berufsschule. In der Zeit, in der Du Dein Jahrespraktikum absolvierst, erhältst Du eine monatliche Vergütung und bist in den Sozialversicherungen versichert.

Ist Dein Praktikum vorbei, erhältst Du von dem Unternehmen ein Zeugnis. Außerdem kannst Du bei der zuständigen Kammer, meist der IHK oder der HWK, ein Zertifikat über die Qualifikationen, die Du erworben hast, beantragen. Beide Bescheinigungen kannst Du für Deine späteren Bewerbungen verwenden. Mit ein bisschen Glück kannst Du aber auch bei dem Unternehmen eine Ausbildung in dem Beruf absolvieren. Oder Du findest in einem anderen Betrieb eine Ausbildungsstelle. Fängst Du eine Ausbildung in dem gleichen oder einem verwandten Beruf an, in dem Du auch das Jahrespraktikum gemacht hast, kann Dein Praktikum angerechnet werden. Dadurch verkürzt sich Deine Ausbildungsdauer.

►Mustervorlage für eine Bewerbung für ein Jahrespraktikum

Vorname Name
Anschrift
Telefon, Handy
E-Mail-Adresse

Unternehmen
Anschrift

 

Ort, den Datum

 

Bewerbung um einen Praktikumsplatz als/im Bereich _______________________

 

Sehr geehrte/r Frau/Herr ___________________,

_____ (Berufsbezeichnung) ____ ist mein absoluter Wunschberuf, denn ____ (nenne hier aussagekräftige Gründe, warum Du den Beruf gerne lernen und ausüben möchtest, z.B. weil Du gerne mit Menschen zusammenarbeitest, Dich für Technik, Mode, Zahlen usw. interessierst, kreativ sein möchtest…) ____________________

Für den Beruf unbedingt erforderliche Voraussetzungen wie (nenne hier zwei, drei Beispiele für wichtige Voraussetzungen, z.B. Einfühlungsvermögen, Pflichtbewusstsein, technisches Verständnis, handwerkliches Geschick usw.) bringe ich mit. (Führe hier Belege an; berichte beispielsweise über Hobbys, Nebenjobs, Ehrenämter, schulische Leistungen oder Ähnliches, durch die Du Deine Interessen und Fähigkeiten unter Beweis stellen konntest.)

Durch ein Jahrespraktikum hätte ich die Gelegenheit, den Beruf von allen Seiten kennenzulernen und erste Erfahrungen im Berufsalltag zu sammeln. Gleichzeitig hätte ich die Chance, meine Stärken auszubauen, an meinen Schwächen zu arbeiten und den Grundstein für meine weitere Berufslaufbahn zu legen. Sehr gerne möchte ich mein Jahrespraktikum bei Ihnen absolvieren, denn (begründe, warum Du ausgerechnet bei diesem Unternehmen als Praktikant anfangen möchtest).

Ich freue mich sehr, wenn Sie mir diese Möglichkeit geben, und sehe einem persönlichen Kennenlernen mit Freude entgegen.

Mit freundlichen Grüßen,

Unterschrift

 

Wann, wo und wie kann ich mich um ein Jahrespraktikum bewerben?

Ein Jahrespraktikum, das als Einstiegsqualifizierung und Vorbereitung auf die eigentliche Berufsausbildung zählt, ist für Jugendliche und junge Erwachsene gedacht. Du kannst dann an dem Förderprogramm teilnehmen, wenn Du die allgemeinbildende Schullaufbahn beendet und noch keine Berufsausbildung abgeschlossen hast. Grundsätzlich solltest Du außerdem jünger sein als 25 Jahre. Möchtest Du ein Jahrespraktikum absolvieren, solltest Du Dich am besten an die Arbeitsagentur wenden. Dort erfährst Du alles über die konkreten Voraussetzungen und die Fördermöglichkeiten in Deinem Fall. Außerdem hilft Dir die Arbeitsagentur bei der Suche nach einem Unternehmen. Selbstverständlich kannst Du aber auch selbst nach einem Betrieb suchen und nachfragen, ob Du dort ein Jahrespraktikum absolvieren kannst.

Hast Du ein Unternehmen gefunden, das in Frage kommt, musst Du eine ganz normale Bewerbung schreiben. Diese Bewerbung muss zum einen vollständig sein. Dazu gehört, dass Du ein Anschreiben, Deinen Lebenslauf und Kopien von Deinen Zeugnissen und anderen Qualifikationsnachweisen zusammenstellst. Achte darauf, dass Deine Unterlagen ordentlich aussehen, damit Deine Bewerbung einen guten Eindruck macht. Inhaltlich kommt es darauf an, dass Deine Motivation deutlich wird. Aus Deiner Bewerbung muss also hervorgehen, dass Du unbedingt ein Jahrespraktikum in diesem Beruf und bei diesem Unternehmen machen möchtest. Damit Du eine Idee davon erhältst, wie Dein Anschreiben aussehen könnte, haben wir oben eine Mustervorlage für Dich bereitgestellt. Beachte aber, dass die Vorlage wirklich nur ein Beispiel und als Formulierungshilfe gedacht ist. Damit Deine Bewerbung erfolgreich werden kann, muss sie zu Dir passen und sowohl auf den Beruf als auch auf das Unternehmen, bei dem Du Dich bewirbst, abgestimmt sein.

War Deine Bewerbung erfolgreich, wird sich das Unternehmen mit der Arbeitsagentur in Verbindung setzen und alle Formalitäten regeln. Der Betrieb kann nämlich Zuschüsse erhalten, wenn er Dich als Praktikant beschäftigt.

 

 

Welche Vorteile bietet mir ein Jahrespraktikum?

Entschließt Du Dich dazu, ein Jahrespraktikum zu absolvieren, ergeben sich für Dich einige Pluspunkte:

  • Du kannst intensiv in Deinen Wunschberuf hineinschnuppern. Dadurch lernst Du den Berufsalltag kennen und kannst herausfinden, ob Dir der Beruf gefällt, zu Dir passt und vor allem so ist, wie Du es Dir vorgestellt hast.
  • Du kannst unter Beweis stellen, was Du kannst und was in Dir steckt. Anders als nur anhand von Schulzeugnissen oder in einem kurzen Vorstellungsgespräch kann sich das Unternehmen ein umfassendes Bild von Dir machen. Wenn Du während des Praktikums überzeugst, steigen Deine Chancen auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz deutlich.
  • Während des Praktikums erwirbst Du grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten in dem Beruf. Diese Qualifikationen werden Dir durch das Zeugnis des Unternehmens und ein Zertifikat der zuständigen Kammer bestätigt. Selbst wenn Dich das Unternehmen nicht in eine Ausbildung übernehmen sollte, kannst Du Dich damit auch woanders bewerben. Gleichzeitig hast Du die Chance auf eine verkürzte Ausbildungsdauer, wenn Du im Anschluss an das Jahrespraktikum eine Ausbildung im gleichen Berufsfeld absolvierst.
  • Du nutzt die Zeit sinnvoll. Im Lebenslauf macht es sich einfach besser, wenn Du ein Jahrespraktikum als Überbrückung absolvierst, als wenn Du zu Hause bleibst oder irgendwelche Aushilfsjobs machst. Durch das Praktikum stellst Du nämlich unter Beweis, dass Du interessiert und motivierst bist, Deinen Wunschberuf zu erlernen.
  • Du schließt mit dem Unternehmen einen Jahrespraktikumsvertrag ab, der die Grundlage für die Zusammenarbeit bildet. In dem Vertrag ist auch festgelegt, wie hoch die Vergütung ist, die Du pro Monat bekommst. Außerdem bist Du während des Praktikums sozialversichert. Die Zeit Deines Praktikums zählt also beispielsweise im Hinblick auf die Renten- und die Arbeitslosenversicherung.

 

Was Du sonst noch zum Jahrespraktikum wissen solltest

Ein Jahrespraktikum gibt Dir Gelegenheit, einen Beruf intensiv kennenzulernen, am Berufsalltag teilzunehmen und erste praktische Berufserfahrung in Deinem Wunschjob zu sammeln. Gleichzeitig kannst Du zeigen, dass Du ernsthaft Interesse hast und motiviert bist. Deshalb solltest Du ein Jahrespraktikum nicht nur als Übergangs- oder Notlösung sehen, sondern als Chance auf einen späteren Ausbildungs- oder Arbeitsplatz verstehen. Aber auch wenn Du Dir alle Mühe gibst, kann es passieren, dass Du Dich in dem Unternehmen einfach nicht wohlfühlst oder die Chemie zwischen Dir und Deinen Kollegen nicht stimmt. Oder dass Du feststellst, dass der Beruf doch nicht das Richtige für Dich ist. In diesem Fall hast Du natürlich die Möglichkeit, das Praktikum abzubrechen oder zu einem anderen Unternehmen zu wechseln. Diesen Schritt solltest Du Dir allerdings gut überlegen und vorher unbedingt mit Deinem Ansprechpartner bei der Arbeitsagentur absprechen.

Vielleicht möchtest Du aber auch Auslandserfahrung sammeln und ein Jahrespraktikum im Ausland absolvieren. In diesem Fall wird es möglicherweise notwendig sein, Deine Praktikumsbewerbung auf Englisch zu verfassen. Hierbei musst Du dann einige Besonderheiten beachten, denn eine Bewerbung beispielsweise in den USA sieht ein wenig anders aus als eine Bewerbung in Deutschland. Gute Tipps dafür siehst Du hier:

https://www.youtube.com/watch?v=2H7ORo5FlE0

Auf den Kindergeldanspruch hat ein Jahrespraktikum übrigens keine unmittelbaren Auswirkungen. Seit einiger Zeit entfällt das Kindergeld nämlich nicht mehr, wenn Du bestimmte Einkommensgrenzen überschreitest. Um das Kindergeld musst Du Dir also keine Sorgen machen, wenn Du ein Jahrespraktikum als Einstiegsqualifizierung absolvierst.